Praxis für Ergotherapie Bernd Jung Siegen

Neurofeedback Training

Übersicht

Einleitung

Beim Neurofeedback-Training wird die Fähigkeit unseres Gehirns genutzt, sich selbst zu regulieren. Das heißt, das Gehirn erhält eine Rückmeldung, ob das, was es gerade tut, gewünscht und erfolgreich ist oder nicht. Viele Störungen, Symptome und unangemessene Verhaltensweisen sind auf eine Fehlregulierung im Gehirn zurückzuführen. Mit einem Neurofeedback-Training können die Patienten lernen, die Gehirnregulation zu verändern und so mehr Funktionsfähigkeit erreichen.

Mit Hilfe von wenigen Elektroden, die schmerzfrei an der Kopfhaut befestigt werden und eines EEG-Gerätes, werden die Frequenzen der Gehirnaktivitäten gemessen. Ein Computer-Programm wertet diese Signale aus und errechnet die notwendigen Rückmeldungen, die in einem „Feedback“ vom Patienten betrachtet und gehört werden. So lernt das Gehirn unterbewusst und sehr effektiv, für sich günstige und erfolgversprechende Frequenzen einzustellen und zu halten.

Es wird kein Strom in das Gehirn eingeleitet. Neurofeedback ist nicht nur bei mentalen Funktionsstörungen wie z.B. ADHS oder Epilepsie hilfreich, sondern auch, um bestimmte Fähigkeiten noch weiter zu verbessern. Es wird im Profisport angewendet oder auch, um berufliche Fähigkeiten zu optimieren.

Neurofeedback Training

Um zu verstehen was Neurofeedback Training ist, macht es Sinn, zunächst ein Bild davon zu haben, wozu unser Gehirn fähig ist und was es für Aufgaben hat.

Zu den Gehirnfunktionen:

Das Wichtigste zu Anfang: Unser Gehirn ist in der Lage, sich selbst zu regulieren.

Das nennen wir im Neurofeedback-Training Selbstregulation und dies ist es, was es überhaupt ermöglicht, viele Funktionen des Gehirns zu verbessern. Vorausgesetzt, es bekommt dazu eine geeignete Unterstützung. Selbstregulation bedeutet, dass das Gehirn sich auf unterschiedliche Aufgaben einstellt. Es kann in der Regel selbständig den erforderlichen Wachheitsgrad anpassen. Wir können uns vorstellen, dass wenn wir vor etwas Angst haben oder flüchten müssen, andere Funktionen bereitgestellt werden müssen, als wenn wir uns ausruhen wollen oder konzentriert einer Tätigkeit nachgehen wollen.

Am ehesten wird uns die Selbstregulation des Gehirns bewusst, wenn sie nicht richtig funktioniert. Dann sind wir beim Ausführen einer Tätigkeit deutlich eingeschränkt. Möglicherweise können wir uns nicht ausreichend gut auf wechselnde Aufgaben oder Situationen einstellen und reagieren dementsprechend belastet, ob psychisch oder körperlich. Evtl. bekommen wir Kopfweh, Verdauungsprobleme oder zeigen andere Reaktionen wie Schwitzen oder hektische Flecken. Vieles ist da möglich.

Denkbar ist auch, dass sich ein Kind oder auch Erwachsener nicht ausreichend auf eine geforderte Tätigkeit konzentrieren kann oder nicht ausreichend lange. Vielleicht ist derjenige auch sehr leicht durch äußere Reize ablenkbar. Wir kennen diese Probleme als Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom. Dies ist nur ein Beispiel für eine gestörte Regulationsfähigkeit. Weitere Beispiele, wer von einem Neurofeedback-Training profitiert, finden Sie unter dem entsprechenden Abschnitt.

Die oben beschriebenen Funktionen laufen in der Regel völlig automatisch ab. Wir nehmen sie nur unbewusst wahr und können sie dementsprechend nicht bewusst beeinflussen.

Wenn eine solche Funktion nachlässt oder ausfällt, gibt es so gut wie keine Möglichkeiten, diese zu trainieren, weil keine direkte Rückmeldung besteht, die darüber informiert, ob das Gewollte erreicht wurde oder nicht. Genau dieses Feedback ist jedoch notwendig, um zu lernen.

Beim Neurofeedback-Training werden die Funktionen mit geeigneten Geräten messbar und zurückgemeldet. Dieses Feedback geschieht über unsere Sinne. Das heißt über unser Sehen, Hören oder Fühlen. Dadurch ist unser Gehirn in der Lage, unbewusst und sehr schnell zu beurteilen, ob etwas erfolgreich war oder nicht. Es ist so beeinflussbar und optimierbar – Sprich: es lernt!

Dies ist nicht nur bei auffällig gewordenen Funktionsstörungen und Krankheiten, sondern auch zur Optimierung der beruflichen oder körperlichen Fähigkeiten sinnvoll. Menschen, die auf ihrem Gebiet schon sehr gut sind, wie z.B. Spitzensportler oder Musiker, die aber noch besser werden wollen, nehmen immer häufiger ein Neurofeedback-Training in Anspruch. Dann spricht man von einem Peak Performance Training. Jedes Gehirn, gleich in welchem Zustand es sich befindet, kann zu einer besseren Funktion trainiert werden.

Das geschieht neuronal beim Neurofeedback Training:

Wir gehen heute davon aus, dass vielen Funktionsstörungen eine Fehlregulation im Gehirn zugrunde liegt. Das Ziel ist es, durch ein mehrmaliges Wiederholen des Neurofeedback Trainings, das Gehirn so zu trainieren, dass es die betroffenen Funktionen verbessern kann und die Gehirnfunktion dauerhaft umzustellen. So können Symptome vermindert oder auch dauerhaft zum Verschwinden gebracht werden.

Wir können die Funktionen im Gehirn nicht direkt wahrnehmen. Eine Methode, etwas über die Vorgänge im Gehirn zu erfahren, ist das EEG. Das EEG (ElektroEnzophaloGramm) nimmt die Vorgänge im Gehirn sehr direkt auf. Alle diese Vorgänge werden neuronal durch kleine elektronische Spannungen eingeleitet und kontrolliert. Spannungen sind wiederum in Frequenzen und Amplituden messbar. Das Neurofeedback beruht auf der Messung der elektrischen Aktivität des Gehirns. Es verwendet diese EEG-Ableitung und computergestützte Animationen als Rückmeldung auf die Messung. Dieses Verfahren ist seit über 40 Jahren bekannt und beginnt seit einigen Jahren, sich auch in Deutschland durchzusetzen. Es dient der Behandlung regulationsbedingter mentaler Störungen. Sehr oft wird es in AD(H)S Behandlungen eingesetzt.

Dieses Beispiel soll helfen, den Trainingsvorgang zu erläutern:

Wenn Kinder mit einer Aufmerksamkeits-Problematik beim Lernen in der Schule und zu Hause nicht angemessen aufpassen oder sich konzentrieren können, bekommen sie natürlich darüber eine Rückmeldung aus ihrer Umwelt. Diese kommt zum effektiven Lernen jedoch zu spät. In einem Neurofeedback-Training können z.B. kurze Phasen der Unaufmerksamkeit sofort aufgespürt und in Bruchteilen einer Sekunde zurückgemeldet werden. Dies geschieht bis zu 2000 Mal in einer Trainingseinheit. Im Verlauf der Behandlung lernt das Gehirn durch das Feedback, einen aufmerksamen und erfolgsversprechenden Zustand einzunehmen und zu halten.

So sieht ein Neurofeedback-Training aus:

Nach einer genaueren Evaluierung der Symptome oder Verhaltensweisen des Patienten kann vom Therapeuten die optimale Platzierung der Elektroden festgelegt werden, an denen die Gehirnwellen gemessen werden sollen. Dazu bekommt der Patient die Sensoren mit Hilfe einer Paste an der Kopfhaut befestigt. Dies ist völlig schmerzlos und es wird keinerlei Strom in das Gehirn eingeleitet. Das Verfahren ist also nicht-invasiv. Das Neurofeedback-Training der EEG Info funktioniert am besten, wenn das Gehirn völlig unterbewusst mit dem gezeigten Feedback (Computer-Animation an einem Bildschirm) kommuniziert. Die fortgeschrittene Computertechnik erlaubt es, dem Patienten gleichzeitig ein Feedback auf mehreren Sinneskanälen zu vermitteln. Diese Rückmeldung für unsere Sinne erfolgt durch verschiedene visuelle Wahrnehmungen innerhalb des Bildes, auch der akustischen Darbietung und auch über Fühlen. So kann es sein, dass ein Teddybär brummt oder ein Kissen vibriert. So erhält das Gehirn simultan zu seinen sich verändernden Frequenzen ständig Rückmeldung darüber, ob es gerade das Richtige tut oder nicht. Auf dieser Basis der Wahrnehmung von Erfolgen und Misserfolgen kann das Gehirn günstigere Gehirnwellen erlernen.

Neurofeedback sollte nicht als Allheilmittel angesehen werden. Es kann z.B. eine Medikation nicht unbedingt ersetzen. Während der Behandlung kann sich jedoch die optimale Dosierung der Medikamente verändern. Jeder Klient sollte daher mit seinem Arzt über die Neurofeedback Behandlung sprechen.

Wer profitiert von einem Neurofeedback-Training?

Diagnosen spielen in der Anwendung des Neurofeedbacks-Trainings nur eine untergeordnete Rolle. Zur effektiven Anwendung des Trainings sind ausschließlich die wahrgenommenen Symptome von Bedeutung.

Eine Neurofeedback-Behandlung kann bei einer Vielzahl von Störungen hilfreich sein. Dazu gehören u.a.:

  • Aufmerksamkeitsstörungen (ADS/ADHS)
  • Autismus
  • Migräne
  • Schlafstörungen
  • Angststörungen
  • Depressionen
  • Epilepsie

Neurofeedback kann auch auf verschiedene schlafbezogene Störungen, wie sie häufig bei Kindern vorkommen, günstig wirken.

  • Bettnässen
  • Nachtschrecken
  • Albträume
  • Schlafwandel
  • Zähneknirschen

Das Besondere unseres Neurofeedback-Trainings

Das Othmerverfahren

Das Othmerverfahren besteht aus einer fortschrittlichen Technologie und einem effektiven Therapieverfahren. Dieses Konzept baut auf zwei schon bekannten und oft angewendeten Verfahren auf.

Im Haus Othmer wurde in den letzten 25 Jahren ein Verfahren entwickelt, das als sehr wirkungsvoll und erfolgreich betrachtet wird. Dabei wurde ganz klassisch vorgegangen, wie z.B. bei der Entwicklung von Arzneimittel. Ausgehend von bewährten Neurofeedback-Verfahren wie z.B. dem klassischen Beta-SMR Training oder dem bekannten Frequenzband- und SCP- Neurofeedback-Verfahren, wurden auf Grund von Wirkungen beim Patienten die konstanten Größen und Erkenntnisse optimiert und ausgebaut. Zudem wird gleichzeitig die Hard- und Software laufend weiterentwickelt.

Dies führte dazu, dass mittlerweile Signale in das Training miteinbezogen werden, die bis dahin als eine Art Grundlinie weggefiltert wurden. Das sind die ganz tiefen Frequenzen (ILF = Infra Low Frequency).

Dieses therapeutisch anspruchsvolle Verfahren führt rasch zu spürbaren Veränderungen beim Patienten. Der Therapeut bemerkt daher im Allgemeinen wiederum eine gute Mitarbeit und Zustimmung bei den Klienten. Für dieses moderne, effektive Neurofeedback-Verfahren wird Wert auf eine gute Ausbildung von Fachpersonal gelegt.

Das Othmerverfahren stellt eine Kombination aus drei leistungsfähigen Einzelkomponenten dar:

  1. Das klassische Frequenzbandtraining:
    Auch wenn niedrigste Frequenzen gemessen werden, wird die Dynamik dieses Verfahrens genutzt.
  2. ILF-Training:
    Dank vieler Studien der letzten Jahre in Deutschland wurde die Wirksamkeit der Arbeit im Bereich der langsamen kortikalen Potentialen inzwischen klar bewiesen. Diese sehr niedrigen Frequenzbereiche werden genutzt und die Protokolle ständig optimiert.
  3. Bipolares Training:
    Empirische Untersuchungen haben gezeigt, dass die Rückmeldungen an das Gehirn von 2 Regionen, die im Verhältnis zueinander arbeiten, wesentlich wirksamer sind, als wenn nur die Aktivität von einer Region zugrunde gelegt wird. Die meisten Protokolle des Othmerverfahrens basieren auf dieser bipolaren Ableitung.
Othmerverfahren